3 Gesamtbild zur Chancen- und Risikoeinschätzung

Die aktuelle Risikoidentifikation und -bewertung ist in allen Bereichen von BRAIN durchgeführt. In diesem Kapitel werden die Risiken besprochen, die auf Gruppenebene zumindest einen Risk Score von „mittel“ erreicht haben. Der Vorstand wird im Rahmen der regelmäßigen Berichtserstattung über alle identifizierten Risiken unterrichtet.

Die Bewertung der Risiken wurde auf Gruppenebene konsolidiert und die Einzelrisiken wurden mit der Relevanz für das (bereinigte) EBITDA gewichtet.

Insgesamt hat BRAIN 49 Risiken bewertet. Davon sind 19 Risiken als „Mittleres Risiko“ einzustufen, die in unten aufgeführten Risikoklassen zusammengefasst sind. 30 Risiken sind als „Niedriges Risiko“ einzuschätzen. Kein Risiko wurde als „Hohes Risiko“ oder „bestandsgefährdend“ für BRAIN klassifiziert. Die Risiken beziehen sich auf die operativen Segmente BioProducts, BioScience und BioIncubator sowie die Holding.

Risiken Auswirkung Veränderung gegenüber dem Vorjahr Segment
Geschäftsbezogene Risiken
Wachstumsrisiko mittel BioScience und BioProducts
Risiko aus Kooperationspartnern mittel BioScience und BioProducts
Planungsrisiko mittel BioScience und BioProducts
F&E-Risiko mittel BioProducts, BioScience und BioIncubator
Materialschaden mittel BioScience
Wettbewerbsrisiko mittel BioProducts
Finanzrisiken
Abschreibung von Vorräten/Vermögenswerten/Finanzierungsrisiken Tochtergesellschaften mittel BioScience und BioProducts
Goodwill Impairment / Beteiligungsbewertung mittel BioScience und BioProducts
Finanzierungsrisiko / Finanzierung von Optionsverbindlichkeiten mittel BioProducts, BioScience, BioIncubator und Holding
Währungsrisiko mittel BioProducts
Zinsrisiko mittel BioScience und BioProducts
Rechtliche Risiken
Änderungen der legalen Vorschriften mittel BioProducts, BioScience und BioIncubator
Compliance Risiken mittel BioProducts, BioScience, BioIncubator und Holding
Risiko aus Schutzrechten / IP mittel BioProducts, BioScience und BioIncubator
Sonstige Risiken
IT-Risiko: Risiko, dass IT-Störungen den Betrieb hindern und dadurch vertrauliche Informationen veröffentlicht werden mittel BioProducts, BioScience, BioIncubator und Holding
IT-Risiko: Risiko, des Datenverlusts durch Zerstörung von IT-Servern mittel BioProducts, BioScience, BioIncubator und Holding
Personal mittel BioProducts, BioScience und BioIncubator
Lieferkettenrisiko mittel BioScience und BioProducts
Inflation und Energieversorgung mittel BioScience und BioProducts

3.1 Geschäftsbezogene Risiken

Wachstumsrisiko, Risiko aus Kooperationspartnern und Planungsrisiko

In Anbetracht des geplanten Wachstums von BRAIN und des Vorhaltens der Ressourcen für das Wachstum bestehen Risiken bzgl. eines geringeren Wachstums und damit ggf. negativer Auswirkungen auf das Betriebsergebnis. Es bestehen die Risiken, weniger Kunden oder Kooperationspartner als geplant zu finden. Ebenso könnte sich die gesamtwirtschaftliche Entwicklung oder die Beziehung zu bestehenden Kunden verschlechtern und die zu bedienenden Märkte an Volumen oder Attraktivität verlieren. Dies könnte dazu führen, dass BRAIN weniger als geplant wächst bzw. ein reduziertes Ergebnis erzielt. Darüber hinaus besteht das Risiko, dass Kosten höher ausfallen als geplant oder Entwicklungen mehr Zeit benötigen. Daraus resultierend könnte sich das Wachstum von BRAIN verzögern und positive Betriebsergebnisse könnten somit erst zu späteren Zeitpunkten als geplant erzielt werden. Ein Folgerisiko ergibt sich hierbei aus einer höheren benötigten Liquidität und der Notwendigkeit, potenzielle Kapitalmaßnahmen vorzunehmen. Das Planungsrisiko ist unter dem Wachstumsrisiko subsummiert und wird vergleichbar eingeschätzt. Das Gleiche gilt für Risiken, die mit den Kooperationspartnern im Rahmen einer sich verschlechternden wirtschaftlichen Lage zusammenhängen.

Im Vergleich zum Vorjahr wird das Risiko aufgrund der weiterhin bestehenden geopolitischen und schwachen wirtschaftlichen Lage als leicht erhöht zum Vorjahr eingeschätzt. Die Gesamteinschätzung bleibt jedoch als „mittleres Risiko“ bestehen, da die Grenze zum hohen Risiko nicht überschritten wird. Das Lieferkettenrisiko hat im Berichtsjahr deutlich abgenommen, aber die unsichere geopolitische Lage sorgt nach wie vor für eine erhöhte Unsicherheit bezüglich der zukünftigen Risikoausprägung. Die Inflationsrate ist in Europa rückläufig, allerdings nur verglichen mit einem hohen Ausgangsniveau im Vorjahr. Die Kerninflation (Inflationsrate korrigiert für Energie- und Nahrungsmittelpreisentwicklung) bewegt sich nach wie vor auf einem hohen Niveau. Das indiziert ein Risiko eines längerfristigen Effekts, der sich in weiteren Lohnerhöhungsforderungen ausprägt. Das Risiko betrifft die Segmente BioScience und BioProducts.

Risiken aus Forschung und Entwicklung

BRAIN ist ein Technologieunternehmen und Innovationen sind integraler Bestandteil der BRAIN-Strategie. Es besteht immer das Risiko, dass Forschungsprojekte sich verzögern (siehe hierzu auch „Wachstumsrisiko“), es können Meilensteine oder ein angestrebtes Forschungsziel nicht erreicht oder eine biotechnologische Lösung nicht gefunden werden oder Wettbewerber können schneller am Markt sein. BRAIN hat mit bereits über 150 Forschungsprojekten zeigen können, dass das Unternehmen die Kompetenz hat, Innovationen zu liefern und technische Herausforderungen zu lösen. Dabei ist zwar häufig ein im Vorhinein bestimmter technischer Weg nicht realisierbar, in der Regel konnten in der Vergangenheit aber meistens andere Lösungen gefunden werden, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Der Vorstand ist überzeugt, auch in Zukunft Lösungen zu finden, das Risiko einer verringerten Innovationskraft kann allerdings nicht ausgeschlossen werden. Für die BRAIN-eigenen Entwicklungsprojekte, versucht BRAIN mit einem kontinuierlichen Portfoliomanagementprozess auf Management-Ebene die Risiken der gesamten Forschungspipeline dauerhaft beschränkt zu halten.

Gleiches gilt beim Abschluss eines Vertrags mit Kooperationspartnern. Auch hier werden vor Vertragsabschlüssen in diversifizierten und übergreifenden Teams die Machbarkeit, die Wirtschaftlichkeit und der Zeitrahmen eingehend evaluiert.

Das resultierende Risiko im Bereich der Tailor-Made-Solutions wäre maximal der Ausfall einer ausstehenden Meilenstein-Zahlung, die Überschreitung des Budgets oder der Abbruch eines Einzelprojekts. Durch die beschriebene Evaluierung soll dies vermieden oder minimiert werden.

Das Risiko ist insgesamt im Vergleich zum Vorjahr gleichgeblieben. Hier liegt wie auch im Vorjahr ein „mittleres Risiko“ vor, das speziell die Segmente BioScience und BioIncubator betrifft. Indirekt ist das Segment BioProducts hiervon insoweit betroffen, als Produkte, die im Segment BioScience entwickelt werden, auch über Unternehmen im Segment BioProducts produziert und/oder vertrieben werden sollen.

Materialschäden in Bezug auf das BioArchiv oder Forschungsergebnisse

Die Bioarchive der Gruppe liegen physisch im Wesentlichen bei der BRAIN Biotech AG und der AnalytiCon Discovery GmbH. Das Risiko eines physischen Untergangs der Archive wird durch mehrere Maßnahmen minimiert. Es gibt eine redundante Auslegung an verschiedenen Orten, es existiert ein Sicherheitskonzept und die Mitarbeiter wurden im Umgang mit den Archiven geschult.

Daneben gibt es ein Versicherungskonzept, dass den Großteil der möglichen Kosten zur Behebung möglicher Schäden deckt. Die physischen Maßnahmen und auch das Versicherungskonzept sind in jährlicher Überprüfung und werden bei Bedarf überarbeitet, um das Risiko für BRAIN noch weiter zu reduzieren.

Weiterhin könnten auch einzelne Forschungsergebnisse durch extern einwirkende Umstände vernichtet werden. Diese sind jedoch durch verschiedene Maßnahmen, wie z. B. eine Notstromversorgung, ausreichend abgedeckt. Auch im vergangenen Geschäftsjahr wurden weiterhin verschiedene Maßnahmen zur Sicherung des BioArchivs durchgeführt. Trotz der Verringerung des Risikos durch die getroffenen Maßnahmen gibt es noch verbleibende Risiken, durch die wie auch im Vorjahr insgesamt ein „mittleres Risiko“ vorliegt, das speziell das Segment BioScience betrifft.

Wettbewerbsrisiken

Das Wettbewerbsrisiko für BRAIN besteht in einem möglichen Preiskampf auf Märkten, in denen BRAIN seine Produkte anbietet. Dieses Risiko wurde vergleichbar wie im letzten Berichtsjahr als „mittleres Risiko“ eingestuft und betrifft die BioProducts-Sparte. Das Risiko wird durch fortlaufende Analysen der Wettbewerber und des Marktes überwacht. Zusätzlich bieten fortwährende Produktinnovation und Produktoptimierungen Mitigationsmöglichkeiten.

3.2 Finanzrisiken

Finanzrisiken werden regelmäßig geprüft. Es gibt konzerninterne Vorgaben, um Finanzrisiken rechtzeitig zu erkennen, zu prüfen und zu bewerten. Durch ein monatliches und quartalsweises schriftliches Reporting sowie eine laufende Kommunikation der Verantwortlichen erfolgt ein gleichzeitiger Abgleich mit der Planung. Je nach Höhe der Abweichung haben die Leitungsfunktionen von BRAIN ausreichend Zeit, steuernd einzugreifen. Das konzerneinheitliche Berichtsdokument für alle Bereiche der Gruppe wurde in diesem Jahr weiterentwickelt und verbessert.

Abschreibung von Vorräten/ Vermögenswerten und Finanzierungsrisiken bei Tochtergesellschaften

In Anbetracht des Umsatz- und Ergebniswachstums bei einigen Tochtergesellschaften und der Vorhaltung der Ressourcen für das Wachstum besteht das Risiko, bei geringerem Wachstum in den Tochtergesellschaften Verluste zu realisieren. Unter Umständen könnte dies zu Finanzierungsproblemen oder bilanziellen Konstellationen führen, die eine Wertminderung immaterieller Vermögensgegenstände der Gesellschaften oder eine Wertminderung materieller Vermögensgegenstände zur Folge haben.

Dies betrifft die Segmente BioScience und BioProducts. Das Risiko ist im Vergleich zum Vorjahr gleichgeblieben und wird als „mittleres Risiko“ eingestuft.

Goodwill Impairment / Beteiligungsbewertung

Dieses Finanzrisiko betrifft die Segmente BioScience und BioProducts. Mit der zum Vorjahr unveränderten Ausprägung „mittleres Risiko“ wäre bei ungünstiger zukünftiger Entwicklung eine mögliche Wertminderung von erworbenen Geschäfts- oder Firmenwerten sowie anderen immateriellen Vermögenswerten aus Unternehmenskäufen zu erwähnen. Gegenüber dem Vorjahr ist das Risiko unverändert. Weitere Informationen hierzu befinden sich im Konzernanhang im Abschnitt „Werthaltigkeitstests“.

Finanzierungsrisiko

Die Gesellschaft nimmt momentan als Alternative zur Eigenkapitalfinanzierung zunehmend Fremdkapital auf Holdingebene auf.

Durch das weiterhin wachsende operative Geschäft in den Bereichen BioProducts und BioScience besteht in den kommenden zwei Jahren noch Kapitalbedarf, um die negativen operativen Cashflows zu decken. Das Finanzierungsrisiko besteht in Wettbewerbsnachteilen als Folge eines höheren Verschuldungsgrades sowie in möglicherweise steigenden Zinsen und Anforderungen an eine Kreditabsicherung. Die Gesellschaft hat bereits geeignete Maßnahmen zur Sicherung der Liquidität des kommenden Jahres, wie z. B. die Bereitstellung von weiterem Fremdkapital auf Ebene der Holding, getroffen. Diese erwähnten Maßnahmen ermöglichen es der Gesellschaft, den geplanten Zahlungsverpflichtungen über das Geschäftsjahresende 2023/24 hinaus nachzukommen.

Dieses Risiko betrifft alle drei operativen Segmente sowie die Holding und wird weiterhin als „mittleres Risiko“ eingestuft. Innerhalb dieser Kategorie hat der Risk-Score jedoch zugenommen.

Finanzierung von Optionsverbindlichkeiten

Zum 30. September 2023 verfügt die BRAIN über Zahlungsmittel in Höhe von 5,4 Mio. €. Darüber hinaus steht der BRAIN ein nur partiell ausgenutzter Darlehensrahmen in Höhe von 7,0 Mio. € (zum 30.09.2023 bereits in Höhe von 4,0 Mio. € in Anspruch genommen) zur Verfügung. Wir gehen von der Ausübung der Put-Optionen für die verbleibenden restlichen Anteile seitens der Minderheitsaktionäre in der erstmöglichen Periode aus (1. Januar bis 31. März 2025). Dies würde die Liquidität im Geschäftsjahr 2024/25 in Höhe von rund 3,6 Mio. € belasten.

Das Risiko wird daher insgesamt wie auch im Vorjahr als „mittleres Risiko“ eingestuft und betrifft das Segment BioProducts.

Währungsrisiko

Das Währungsrisiko besteht in einer negativen Wechselkursentwicklung bezogen auf die Währungspositionen, die BRAIN einnimmt. Es handelt sich hier im Wesentlichen um USD-Risiken. Dieses Risiko wird wie auch im Vorjahr als „mittleres Risiko“ eingeschätzt und betrifft die Sparte BioProducts. Das Risiko wird zunehmend durch eine Verringerung der USD-Position mittels Verschiebung auf EU-Lieferanten sowie durch natürliche Hedgingstrategien mitigiert. Letzteres wird durch die Steigerung von USD-Umsätzen realisiert.

Zinsrisiko

Das Zinsrisiko besteht in einer steigenden Marktzinsentwicklung, die die Liquiditätsbeschaffung durch BRAIN verteuert. Im Berichtsjahr hat die EZB den Referenzzinssatz deutlich angezogen, was zu spürbaren erhöhten Kosten für die Liquiditätsbeschaffung geführt hat. Insgesamt ist die Folge für BRAIN nach wie vor überschaubar da die bestehenden Darlehen weiter zurückgeführt werden konnten und in längerfristige Verbindlichkeiten umgeschichtet wurden.

Das Risiko wird daher insgesamt wie auch im Vorjahr als „mittleres Risiko“ eingestuft und betrifft die Segmente BioProducts und BioScience.

3.3 Rechtliche Risiken

Generell ist BRAIN bestrebt, rechtliche Risiken zu vermeiden, bzw. hat Vorkehrungen getroffen, rechtliche Risiken einzuschätzen und zu bewerten. Die rechtlichen Bereiche, die mit einem Risiko versehen sind, beziehen sich auf Rechtsstreitigkeiten bei Patenten und Lizenzen, auf Sachverhalte im Bereich Aufsichtsrecht/Kapitalmarkt, auf Compliance-Themen und auf allgemeine Rechtsstreitigkeiten mit internationalen Konzernen.

Durch die zunehmende Industrialisierung und Internationalisierung des Geschäfts von BRAIN steigt auch das Risiko einer Rechtsstreitigkeit mit einem internationalen Konzern. BRAIN schätzt die Wahrscheinlichkeit von vertraglichen Risiken für den Eintritt eines Rechtsstreits derzeit als gering ein. Ein Rechtsstreit hätte negative Auswirkungen auf das Ergebnis. Eine Quantifizierung ist derzeit nicht abzuschätzen, da keine wesentlichen Rechtsstreitigkeiten vorliegen.

Änderungen von legalen Vorschriften

Zudem besteht immer das Risiko, dass sich legale Vorschriften innerhalb der nächsten Jahre ändern (z. B. im Steuer- oder Kapitalmarktrecht oder bei sonstigen legalen Vorschriften). Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Gesetze in einem Bereich ändern, sind sehr wahrscheinlich, hingegen die Auswirkungen auf ein Geschäftsergebnis nicht abschätzbar, würden aber die gesamte Industrie treffen.

Dieses Rechtsänderungsrisiko kann zu Beschränkungen in der Geschäftstätigkeit wie auch zu höheren Kosten führen. Diesem Risiko wird durch eine regelmäßige Überwachung der für BRAIN relevanten Vorschriften entgegengewirkt, damit rechtzeitig notwendige Maßnahmen eingeleitet werden, um direkte und indirekte Folgen weitestgehend einzudämmen. Das Risiko wird weiterhin als „mittleres Risiko“ eingestuft und betrifft die Segmente BioScience, BioProducts und BioIncubator. Innerhalb dieser Kategorie hat der Risk-Score jedoch zugenommen.

Compliance-Risiken

BRAIN unterliegt einer Vielzahl gesetzlicher und regulatorischer Anforderungen in einem internationalen Kontext. Diese Anforderungen sind erfasst und Schulungen werden hierfür innerhalb von BRAIN durchgeführt. Darüber hinaus werden regelmäßige Kontrollen bezüglich der Einhaltung von Vorschriften durchgeführt.

Für die Bereiche Arbeitsschutz und Datenschutz sind jeweils spezifische Personen beauftragt. Das Risiko wird wie im Vorjahr als „mittleres Risiko“ eingestuft und betrifft alle drei operativen Segmente sowie die Holding.

Schutzrechte / IP-Risiken

BRAIN ist ein Forschungsunternehmen, dessen Strategie auf einer wettbewerbsfähigen IP-Basis beruht. Die Wahrscheinlichkeit, in wesentliche Patenstreitigkeiten zu geraten, ist gegeben, hat aber vermutlich keine Auswirkungen auf das Ergebnis von BRAIN. Bestehende Patentstreitigkeiten haben entweder nur geringe Auswirkungen auf das Ergebnis oder führen wahrscheinlich zu keinem wesentlichen Schaden.

Hauptrisiko wäre hierbei, dass ein Unternehmen eine „Freedom to operate“ (Freistellungserklärung) fordert. Im immer engmaschigeren IP-Geflecht der international erteilten Patente wird es zunehmend schwieriger werden, alle relevanten Patente in den entsprechenden Patentrecherchen zu finden. Hier könnte es sein, dass unter Umständen Patente nicht gefunden werden und ohne Absicht Patentverletzungen begangen werden könnten.

Dieses Risiko betrifft die Segmente BioScience, BioIncubator und BioProducts. Das Risiko wird, wie auch im Vorjahr, als „mittleres Risiko“ eingestuft.

3.4 Sonstige Risiken

IT-Risiken

IT-Risiken bestehen bezüglich sowohl der Verfügbarkeit von Systemen und Daten als auch der Integrität und Exklusivität der Daten. Die Risiken können sich als Folge von Fehlern und als Folge von bewussten Handlungen manifestieren. Letzteres wird dem Bereich der Cyberrisiken zugeordnet. Zusätzlich nehmen Angriffe durch Cyberkriminalität in den letzten Jahren deutlich zu.

Da die Digitalisierung im Allgemeinen wie auch bei BRAIN voranschreitet, nimmt die Abhängigkeit von IT-Systemen zu. Das Risiko ist darum von „geringes Risiko“ auf „mittleres Risiko“ hochgestuft worden und betrifft alle drei operativen Segmente sowie die Holding.

BRAIN hat adäquate Maßnahmen ergriffen, um die IT-Risiken so gut wie möglich zu beherrschen. Diese Maßnahmen bestehen im Wesentlichen in IT-Sicherheitsmaßnahmen, wie Firewalls, Virenscanner, Netzwerkschutz, Data-Encryption, zeitnahe Aktualisierung der verwendeten Software, Authentifizierung mit mehreren Faktoren und Durchführung regelmäßiger Datensicherungsmaßnahmen. Bezüglich der Datenexklusivität ist ein Datenschutzbeauftragter angestellt worden, der die Einhaltung der Datenschutzgrundverordnung innerhalb von BRAIN sicherstellt.

Personal

BRAIN verfügt insgesamt über gut ausgebildetes Personal, das durch die operativen Tätigkeiten laufend weiteres Know-how ansammelt. Der Trend der letzten Jahre zeigt, dass aufgrund des Fachkräftemangels insbesondere Stellen bereits erfahrener Wissenschaftler, Ingenieure und Labormitarbeiter teilweise nur mit hohem Aufwand besetzt werden können. Hierbei beobachten wir teilweise höhere Gehaltsgefüge bei Mitbewerbern. Daraus resultiert das Risiko, dass bei unzureichenden finanziellen und nicht finanziellen Anreizen qualifizierte Mitarbeitende abwandern könnten. Zur adäquaten Incentivierung wurde bereits im Geschäftsjahr 2015/16 ein Bonusprogramm für Mitarbeitende der BRAIN Biotech AG eingeführt, das jährlich durch den Vorstand zu beschließen ist.

Das Risiko des Verlusts von Wissensträgern in Schlüsselpositionen ist gegenüber dem Vorjahr unverändert und stellt weiterhin ein „mittleres Risiko“ für BRAIN dar. Dieses Risiko betrifft alle Segmente, hauptsächlich jedoch die Segmente BioScience und BioIncubator.

Risiken im Zusammenhang mit der globalen Lieferkette

Die Lieferketten haben sich trotz der Einschränkungen bei der weltweiten Logistik als weitgehend stabil erwiesen, allerdings hatten lange Lieferzeiten für bestimmte Produkte aufgrund der angespannten Liefersituation bereits dämpfende Effekte auf ein noch dynamischeres Wachstum im Segment BioProducts. Die Situation hat sich im Berichtsjahr signifikant entschärft. Sie bleibt aber potenziell vor dem Hintergrund der aktuellen geopolitischen Risiken bestehen.

Dieses Risiko betrifft sowohl das Segment BioScience als auch das Segment BioProducts. Das Risiko wird weiterhin als „mittleres Risiko“ eingestuft. Innerhalb dieser Kategorie hat der Risk-Score jedoch abgenommen.

Inflation und Energieversorgung

BRAIN ist zum ordnungsgemäßen Geschäftsbetrieb auf eine stabile Energieversorgung mit Gas, Öl und Strom angewiesen. Vor allem Gas und Strom spielen eine entscheidende Rolle im F&E-Betrieb, bei der Produktion von Enzymen und anderen Produkten sowie zur Konservierung unserer Bioarchive.

Eine ausreichende und unterbrechungsfreie Versorgung mit Energie ist daher essenziell für die BRAIN Biotech Gruppe und bildet eine Grundlage unserer Gesamtjahresprognose. BRAIN ist in größeren Teilbereichen ein Zulieferer für die Nahrungsmittel- und Pharma-Industrie und dürfte in diesen Bereichen als systemrelevant eingestuft werden. Die benötigten Energiemengen in den Forschungsbetrieben und anderen Teilbetrieben liegen im Bereich der Grundversorgung, was das Risiko einer Abschaltung demjenigen des Haushaltssektors angleicht. Neben den Risiken aus der Versorgungssicherheit ergeben sich für BRAIN auch Kostenrisiken durch erhebliche Energiepreissteigerungen und Energiepreisschwankungen. Diese können unter Umständen nicht vollständig oder nur mit Zeitverzug an Kunden weitergegeben werden. Hierdurch könnte es zu negativen Auswirkungen auf die Ertragslage der Gruppe kommen.

Die Energiemarktlage hat sich im Berichtsjahr stabilisiert. Allerdings ist nach wie vor von einer erhöhten Preisvolatilität die Rede und kann es bei einer weiteren Anspannung der geopolitischen Lage leicht zu erneuten Preissteigerungen kommen.

Das Risiko wird insgesamt unverändert als „mittleres Risiko“ eingestuft und betrifft insbesondere die Segmente BioScience und BioProducts.

3.5 Nachhaltigkeit und ESG

Nachhaltigkeit ist ein zentrales Element unserer Unternehmensstrategie mit unseren bio-basierten Produkten und Services zu einem nachhaltigeren Wachstum bei unseren Kunden und Kooperationspartnern beizutragen. BRAIN sieht daher die auch politisch forcierte Wandlung der Ökonomie zu nachhaltigen Wirtschaftskreisläufen als eindeutige Chance für das Unternehmen, beschleunigtes Wachstum zu generieren. Diese beschleunigte Wachstumsperspektive gilt für alle Geschäftsbereiche. Auch BRAIN selbst überprüft ihr eigenes wirtschaftliches Handeln regelmäßig im Hinblick auf die eigenen Nachhaltigkeitsziele.

Die BRAIN Biotech AG hat im Jahr 2022 freiwillig ihren ersten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Hierhin haben wir ambitionierte Nachhaltigkeitsziele für die Jahre 2032 und 2050 definiert. Mit der Genehmigung durch die Hauptversammlung im Jahr 2023 haben diese Nachhaltigkeitsziele auch direkt Einzug in das neue Vergütungssystem des Vorstands gefunden. Direkt verantwortlich im Vorstand für die Umsetzung der ESG-Strategie ist der CFO. Auf operativer Ebene gibt es eine verantwortliche ESG-Managerin. Der gesamte Aufsichtsrat ist gemeinschaftlich verantwortlich für die Weiterentwicklung und Umsetzung der ESG-Strategie.

Im Geschäftsjahr 2022/23 haben wir mit konkreten Projekten zur Umsetzung der ESG-Strategie begonnen. Hierzu gehören mehrere Maßnahmen wie beispielsweise ein Photovoltaikprojekt zur Energieeinsparung sowie etliche Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsproduktivität, Arbeitsflexibilität und Arbeitsergonomie. In einem jährlich aktualisierten Factsheet informieren wir unsere Stakeholder über aktuelle ESG- Kennzahlen der BRAIN Biotech Gruppe. Zusätzlich veröffentlicht die BRAIN eine jährliche Erklärung im Rahmen des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) und des Nachhaltigkeitskodex der Vereinten Nationen (UN GC). Um auch zukünftigen Nachhaltigkeitsberichtpflichten wie z. B. der CSRD-Berichterstattung vollumfänglich nachzukommen, hat BRAIN bereits in eine Software-assistierte Lösung zur systematischen Erfassung auch nicht finanzieller Daten investiert. Insgesamt ergeben sich hier aus Sicht der Gesellschaft mehr Chancen als Risiken.

Risikoberichterstattung in Bezug auf die Verwendung von Finanzinstrumenten

Bei BRAIN werden Finanzinstrumente1 nur bis zu einem Umfang verwendet, der für die Beurteilung der Vermögens- Finanz- und Ertragslage oder der voraussichtlichen Entwicklung des Konzerns nicht relevant ist. Für weitere Informationen wird auf das Kapitel „Risikomanagement“ im Konzernanhang verwiesen.

1 Definiert als Kauf-, Tausch- oder anderweitig ausgestattete Fest- oder Optionsgeschäfte, die zeitlich verzögert zu erfüllen sind und deren Wert sich vom Preis oder Maß eines Basiswerts ableitet, insbesondere mit Bezug auf die folgenden Basiswerte: Devisen, Zinssätze, Wertpapiere, Rohstoffpreise sowie Indizes bezogen auf diese Basiswerte sowie andere Finanzindizes. Finanzanlagen werden nicht als Instrumente zum Risikomanagement eingesetzt. Die Darlehen des Konzerns dienen der Finanzierung der Konzernaktivitäten und der Vermeidung von Liquiditätsrisiken.